Geschichte > Walter's Tagebuch

LEBENSERINNERUNGEN

von alt Amman Beat Walter-Bloch 1819 - 1903



Jugendliche Erinnerungen

Das Dorf Mümliswil hatte kein freundliches Aussehen, es wahren 12 Häuser mit Schindlendächer, auch der Kirchthurm war mit Schindlen bedeckt wohvon 7 mit Steinschindlen. Eines davon gehörte dem Josef Nussbaumer, welches den 17. Januar 1828 Morgens um 1 Uhr verbrannte und 1829 & 30 das jetzige Haus mit No 45 gebaut wurde.

Im Dorf waren fünf grosse Güllen oder Schlammschlanke, 3 im Oberdorf, einer im Mitteldorf und eine im Unterdorf, Dorfschalen oder Dohlisen von diesen wusste man nichts. Waschhaus war keines, im Jahre 1828 wurden beide erstellt. Steinerne Bruntröge nur der beim Ochsen und Pfarrhaus. Die steinernen 3 Tröge im Ober- Mittel- und Unterdorf wurden 1826 oder 27 durch Gemeinde angeschafft, vorher waren hölzerne. Häuser wurden gebaut No 195 von Gebrüder Jecker ab vordern Kirschenhof, N. 197 von Josef Walter, No 25 von Peter Walter, No 226 Niclaus Ackermann, Gerber, No 207 Benedik Häfeli, Metzger, No 203 Jakob Strähl, Färber, No 203a Theodor Probst, No 147 Georg Günter, Wirth.


Gemeindewesen

Ein Gemeindegesetz wahr eigentlich keines. Es wahren 4 Vorgesetzte ./. Gerichtsmä ./. genannt. Der erste wahr Friedensrichter, Rudolf Bloch, 2. Walter Urs Viktor, 3. Ackermann Niclaus, Gerber, 4. Georg Günther, Kreuzwirth. Diese besorgten das ganze Gemeindewehsen und wurden durch einen Dreier-Vorschlag durch die Gemeinde vom Kleinenrath lebenslänglich gewählt. Schaffner wahr einer, der Kirchenschaffner, Josef Nussbaumer, Gemeindeschaffner, Säckelmeister genannt, wahr der erste welcher Rechnung ablegte Urs Victor Waltsr. Allmend & Hohwald wahr Eigenthum dem Staate Schul und Armenfond war keinen, Wenn jemand verarmte wurde er der Kerre nach von Haus zu Haus gesant, man musste ihm Kost & Logis geben 1,2,3 oder 4 Tage je nach Vemögen.

Durch den Kantonalarmenfond wurde nur für deren welche nicht laufen konnte Kost bezahlt. Die Allmend wurde benutzt von allen Landbesitzern in der Gemeinde welche im Dorf wohnten, jeder hatte das Recht zwej Stück unentgeldlich auf die Allmend auf die Weide zu lassen. Jeden Morgen, im Sommer um 5 that der Kuhist mit einem Horn blasen durchs Dorf hinab, und trieb die Kühe, welche aus den Ställen gelassen wurden durch Dorf hinab bis auf Zelgli, & am Abend wurden selbe durch den Hirten wieder ins Dorf gebracht. Kuhhirt wahr solange ich mich erinnere bis zur Allmendteilung Kaspar Walter. Um sechs Uhr that der Ziegenhirt durch Hornblasen das Zeichen zum Ziegen auf die Allmend zu lassen, welcher allemahl 50 bis 60 Stück hatte, Kühe & Ziegenbesitzer hatten keine ändern Zahlungen als den Hirtenlohn. Die Ziegenbesitzer als die Armeren hatte jeder noch l 1/2 Jucharten Allmendland zum pflanzen. So wurde die Allmend benützt in Mümliswil-Ramiswil bis 1839- 40.

Die Gemeindewaldungen gehörte dem Stadt, jeder Kantonsbürger bekam 2 Klafter 4 Schueiges Holz zum brennen. Bau & Sagholz was es brauchte und Wellen konnte er machen sohfiel es gab. Holz genug. Von Sag und Bauholz wurde Stocklosung gefordert 35 Cts pr. Stück & vom Brennholz pr. Klafter 20 Cts. Aus dieser Stocklosung wurde der Bannwart von Mümliswil mit 70 alten Pranken und der in Ramiswil mit 60 bezahlt.

Schulsachen

In meinen Kinderjahren war der Schulbesuch eigetnlich nicht obligatorisch. Meine Eltern schikten jedes von uns Kindern, wenn es 7 Jahre alt wahr in die Schule. Schulhaus war Gebeudemit No 31 bezeichnet, wirklich dem Pius Frey gehörend. Lehrer in Mümliswil, Jakob Büttler, und in Ramiswil Josef Dobler, dieser wahr der erste Lehrer in dort. Gehalt der Lehrer wahr per Jahr Frs, 150 alte oder jetziges Geld 250 franken. Sommerschule wahr keine, alls alle Sonntage von 12 bis l Uhr eine Stunde. Die Winterschule währte fünf Monat, Von Allerheiligen bis Ostern alle Tage, Sontag und Feiertage ausgenommen,, Am Mittwochen in der Karrwoche wurde durch den Pfarrer in Baisthal und Mümliswil das Examen gehalten, und am Schluss ./. Brämi ./. Bücher ausgetheilt an die welche sich nicht ganz ungehorsam betragen haben. In Mümliswil wahr bis 1332 auch nur eine Schule, und sämtliche Kinder 110-120 wahren gleichsam eingekeilt in obern Hause No 31A jetzt dem Pius Frey gehörent. Von einer Arbeitsschule wusste man gar nicht bis 1832 oder 1833. Das Holz zum Heitzen wurde zum Schulhaus geführt, und von von grössern Schülern gehauen, was auch als Strafe angswendet wurde. Bücher wie sämtliche Schreibsachen wurden & mussten von den Kindern mitgebracht werden. Von Staalfädern wusste man nichts. Man hatte Kiel oder Schwanenfedem, welche man alle Tag durch den Lehrer beschneiden lassen musste.



Lebensweise

Bis 1824 oder 1825 wahren in Mümliswil und Ramiswil nur der Ochsenwirth Josef Ackermann & Georg Günther Kreuzwirth. ca 1828 errichtette Urs Viktor Walter, Strählsager in seinem Haus No 190 die erste Pintenwirtschaft. Es wahren somit bis in die 1830 Jahr keine andern Wirthe. Man musste für 1 alte Maswein oder 1 1/2 Ltr. 4.6 oder 8 alte bz. der bz. zu 14 Cts zahlen.Von Schnabstrinken wusste man wenig. Man lebte meist ganz Patriarchalis. Die Speisen bestunden in Obst & Feldfrüchten, Milch etc. Von Rindfleisch essen war den mittleren & niederen ganz unbekannt. Morgens hatte man Kafee & Erdaepflröste, Mittags Supe & Gemüse, Abends ein Stückle Brod und Nachtessen geschwelte Erdäpfel und Milch oder Wasersupen. Von 9ne Esen wusste oder gab niemd ausser im Heuet & Emtet, da wurde um 4 Uhr Abend Brot & eingeweichte Zwtschgen, Kirschen oder Brod gegeben. Wein oder Schnaps dachte niemand daran.



Lohnarbeit

Der Mäderlohn wahr im Heuet Emtet un der Ernde 5 alte bz oder 73 Cts. desgeleichen der der Schneider und Schuhmacher auf der Stöhr, der Zimmermann & Maurer 70 oder Frs. 1.- jetziges Geld. Der Landarbeiter erhielt 3 1/2 bz alte Kost per Tag. Wen die Kost sintmaal nur in Eichornbrod mit Birnen & Erdapfel, und Supe mit Erbsen und Gersten und Saubonen bestunt so gab es doch genug Taglöhner, weil eigentlich kein algemeiner Verdienst wahr. Die ältern Leute beschäftigten sich mit Strümpf und Kamisölen liesmen. nach Olten, woh mehrere Strumpffabrikanten wahren, und solche konnten 2 1/2 bz oder 55 Cts. verdienen. Auch kenne ich Schulkinder die im Winter alle Tag noch ein kleines Strumpfli liesmen mussten und verdienten somit ein Kreuzer oder 3 1/2 Cts. Auch von diesen wahr ich & der Bruder Viktor. Doch schon von jeher musst in hier ein Unternehmergeist gewesen sein, den nach Hafners Kronik siet man das (1766) 1666 schon (eine) (zwei Papiermülle in Mümliswil wahr, welche damals Herrn Martin Burgi alt Landschreiber von Dornach gehörte / soll früher ein berühmtes Bad gewesen sein ./.
In meiner Jugend wahren Eigentümer Alois Brosy sel. Erben. Der letzt Fabrikant wahr ein Sohn von Alois, Gottlieb Brosy von hier. Dieser betrieb die Papierfabrikation mit etwa 10 Arbeitern, bis anfangs der 40 Jahre, woh durch die neuen Maschinenfabriken die Handfabrikation verdrängt wurde. Der Arbeitslohn wahr 7 alte bz. und bei diesem Lohn wahren die Arbeiter alle zufrieden. Ja wenn nur einer als Papierarbeiter aufgenommen wurde, glaubte derselbe ein versorgter Mann zu sein.

Ferner Kammacherei: Josef Walter Ursen sel. von hier wahr der erste, welche zwar nur mit einem Kistlein am Rücken in den gemeinden über Höfe und Berge heusierte in den alten Lüsrechen wieder früsche zehn sagte. Den fieng er auch an selbst neue zu machen und brachte es schon ziemlich weit. Er hatte 3 Sühne und eine Tochter. Der ältere Urs Victor wahr als Hauptmann 1814 mit den Solothurner Militär in Genf, er hatte und benutzte dort die Gelegenheit einsicht einer Kammacherei zu sehen. Als er heimkam fieng er gleich mit seinen 2 Brüdern Rudolf und Josef nach dieser Art zu Arbeiten an und 1830 da der Victor, der Josef und Rudolf durch übereinkünft von der Fabrikation ausfiel und für sich allein betrieb hatte er schon beständig 4 fremde Kammachergesellen und 6 bis 8 hiesige. Die fremden Gesellen hatten per Woche Frs. 5.- und Kost als Lohn, und die hiesigen Ein franken alle Tag. Alle Samstags wahr Zahltag.
Johann Jäggi, Krämer wahr Porten und Hosenträger Fabrikant. Derselbe hatte auch beständig alle Tag 8 bis 10 Arbeiter. Diese schaften meistens auf Stück und verdienten 7 bis 8 alte bazen.
Ackermann Niklaus Gerber. Derselbe hatte in seinem Haus No 14 eine berühmte Gerberei. Er hatte beständig zwei fremde Gerbergesellen, hatte immer noch 6 bis 8 Arbeiter und hatte auch jeder nur 8 bz Lohn.
Im Haus No 2 wahr eine Nagelschmiede, wahr dem Johann Diemand von Hubersdorf. Anno 1844 hörte in Folge der Maschinennagel diese Arbeit in hier auf.

Kartenmacherei
Dieselbe wurde betrieben von 1. Probst Johann, 2. Philip und Franz Josef Schärr, 3. Josef Jäggi in der Förstlen und 4. Schärr Johann im Herrenhüssli. Diese alle 4 arbeiteten das ganze Jahr auf dieser Arbeit, und im Herbst wahr damals alle Jahr in Zurzach ./. wie jetzt in Zürich ./. die sogenannte Messe für Pfabrikanten. Ein Fuhrmann von Aarau holte die nicht verkauften Karten, welche in Kisten verpackt wahren. Fast jeder Farikant gieng selbst und alle fanden ihre Abnehmer.
Ackermann Viktor, Müller, derslbe betrieb die Müllerei mit 2 Mahlgängen und einer Griessmühle sehr gut, er führte Wagenladungen Mehl mit 3 Pferden nach Solothurn und Olten EE.
Brunner Urs Josef, Höchhusbrunner hatte die Güterfuhr von Basel nach Burgdorf. Derselbe beständig 10 bis 12 Pferde und schönen Verdienst bis 1840. Durch Conkurenz wurde die Fracht so niedrig, das Brunner Fuhrwerk verkaufte.
Im Haus Nr 78 wahr eine Schnupftabakmühle welche dem Robert Brosy, Krämer gehörte und dort selbst diesen Thabak fabrizierte.


Professionisten

2. Schreiner, 3 Schneider, 4 Schuster, 2 Wagner, 2 Küfer und 1 Metzger auch nur eine Schmiede und zwei Wirtschaften. (Quellenangabe: Lebenserinnerungen von alt Ammann Beat Walter-Bloch, 1819-1903)