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Schweizerisches Kamm-Museum Mümliswil

200 Jahre Kammacherei in Mümliswil

Zur Geschichte

Sie zierten königliche Häupter und galten in ganz Europa als Exklusivität - die Schmuck- und Zierkämme aus Mümliswil. Dabei begann die wechselvolle Geschichte der Kammherstellung in Mümliswil, die 200 Jahre dauern sollte, mit einem Mann aus bescheidenen Verhältnissen. Urs Joseph Walter (1759-1829) erlernte die "Strählmacherei", weil - wie er in seinen Lebenserinnerungen schreibt - "die Läuse immer wohl geraten". Die ersten Jahre ging er auf die Stör, zog von Haus zu Haus und 1792 errichtete er eine Werkstatt. Aus dem Handwerk dieses "Strählmachers" wuchs bald ein blühendes Gewerbe, aus dem sich später ein moderner Industriebetrieb entwickelte.

Ihren letzen Aufschwung erlebte die "Kammi", wie die Kammfabrik in Mümliswil heute noch liebevoll genannt wird, anfangs dieses Jahrhunderts: 70% der Produktion wurde ins Ausland geliefert. Von 1900 bis 1919 wuchs der Personalbestand von 240 auf 400 Arbeiterinnen und Arbeiter. Diese Jahre werden von einer tragischen Katastrophe überschattet: am 30 September 1915 kommt es in der Produktion zu einer Explosion. Das Hauptgebäude wird zerstört; 32 Arbeiterinnen und Arbeiter finden dabei den Tod.

Die vorherrschende Frisurenmode bestimmte immer wieder über Gedeih und Verderb der Mümliswiler Kammhersteller: dank der Biedermeiermode erlebte die Kammfabrik im frühen 19. Jahrhundert ihre Blütezeit, dank dem Jugendstil ihren letzen Aufschwung. Auch bei ihrem Niedergang spielte die Mode eine entscheidende Rolle: der Bubikopf revolutionierte die Damenfrisur, Schmuck- und Zierkämme verloren ihre Bedeutung. Die Kammfabrik geriet nach Krisen in den 30er-Jahren immer mehr in Schwierigkeiten. Unter dem Druck billigerer Massenware stellte sie schliesslich 1990 die Produktion ein. Damit ging die 200 Jahre währende Ära der Kammherstellung in Mümliswil zu Ende.


Zum Museum

Das Schweizerische Kamm-Museum Mümliswil wurde 1991 im Bürgerhaus eröffnet. Die aktuelle Ausstellung gibt einen Überblick über die umfangreiche Sammlung an Gebrauchs- und Zierkämmen, Haarschmuck, Werkzeugen und Dokumenten aus den Beständen der ehemaligen Kammfabrik wie auch aus privatem Besitz.

Um die kulturelle und historisch höchst interessante Geschichte der Mümliswiler Kämme und ihrer Herstellung vertieft dokumentieren und gleichzeitig lebendig darstellen zu können, wird das Museum in absehbarer Zeit erweitert und nach einem neuen Ausstellungskonzept gestaltet werden. Von wissenschaftlicher Seite her wird dem Museum eine ausserordentliche Bedeutung attestiert.
 


Nackenzierkamm mit Simlisteinen
Um 1910 aus blau eingefärbtem Zelluloid gefertigt. Mit Similisteinen besetzt. 
(10KB)

Nackenzierkamm aus Schildpatt
Blonder Schildpatt, um 1860 zum Schmuckkamm verarbeitet.
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Haarspange und Staukamm aus Horn
Haarspange mit Blumenmotiv,
Staubkamm mit beidseitigem Feinzahn. 
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Nackenzierkamm und Haarspange aus Elfenbein
Nackenzierkamm mit coloriertem Feld. Elfenbein-Imitat aus Zelluloid. 
Haarspange aus echtem Elfenbein. Mit Windrosen-Motiv. Nadelverschluss. 
(12KB)